Und wieder ist das Buch, das Schreiben ein Thema, aber in ganz anderer Weise, wie Sie jetzt vielleicht annehmen, es geht um die Leidenschaft, die Liebe zur Kunst des Schriftstellers und Büchner-Preisträgers ARNOLD STADLER.

Ihm ist unsere letzte Ausstellung in diesem Jahr gewidmet. Es ist unser Versuch Stadlers Handschrift im Umgang mit Kunst sichtbar zu machen, Ihnen auszugsweise seine »Lebensgefährten«, wie er sie nennt, vorzustellen mit Statements aus seinen wunderbaren, einfühlsamen Texten zu den einzelnen Künstlern. Bild und Wort, losgelöst von einem kunsthistorischen Überbau, verbinden sich zu einem eigenen, unverwechselbaren Bekenntnis zur Kunst, zur Liebe zu Bildern. 

Hier ein kleiner Ausschnitt seiner Sicht auf eine bemerkenswerte Warhol-Arbeit verknüpft mit der Goethe’schen „Arsch-Interpretation“: „Entschuldigen Sie: das Wort Arsch war lange genug diskriminiert. Und dies ist kein kunsthistorischer Aufsatz, sondern ein Text, den Sie wie einen Teppich an jeder Stelle zu lesen beginnen können mit Ihren Augen – oder wie ein Textbild, das wie eines der Bilder von Mark Tobey keinen richtigen Anfang und keinen richtiges Ende hat. Alles ist mit allem verwoben: Hier spricht ein Laie, dessen einziges Equipment die Sprache ist, die ihm vielleicht dabei hilft, Wörter zu finden, sodass er das, was seine Augen, diese Fenster zur Welt hin, sehen, in einem unendlichen Abstand zum Gesehenen festhält, nicht gegen die anderen, die ihre eigenen Augen im Kopf haben als ihr einziges Equipment, wenn es um das Sehen geht. Oder ist es eher das Hirn, das sieht? Da müssten Sie Kant fragen. Oder Freud.“ (Dieser Warhol wird in der Ausstellung zu sehen sein).

Diese ungewöhnliche, überbordende Ausstellung führt uns von der mit Tempera gemalten Grablegung aus der Donauschule um 1520 weiter zu Thoma über Bissier, von Ackermann zu Tobey und Bräckle, seinen Lieblingskünstlern, bis zu Uecker, Warhol usw. usw. 

Ich könnte immer weiter erzählen, aus seinen Essays zitieren, aber mehr geht nicht auf ein Blatt, deshalb laden wir Sie ein in diese außergewöhnliche Ausstellung; schauen Sie, lesen Sie selbst. 

ARNOLD STADLER »Bilder als Partituren eines Lebens« Eröffnung Samstag 7.12. Christoph Bauer, Leiter des Kunstmuseums um 17 Uhr hier in Singen unternimmt den Versuch für uns einen roten Faden zu finden. Die Ausstellung ist bis zum 22.02.2020 zu sehen.

„Der andere Blick“, ist das Thema mit Fragen an Arnold Stadler von verschiedenen Gesprächspartnern an den Sonntagen 15. und 22. Dezember um 17 Uhr. Vielleicht haben Sie Lust bei einer Tasse Tee oder einem Glas Wein für zwei Stunden einen anderen Blick auf die Adventszeit zu werfen – Einladung mit Details kommt terminnah.

Arnold Stadler und wir freuen uns auf Sie.

Anmerkung - Ja, viel hat sich in diesem Jahr bei uns um Bücher gedreht; die   Veröffentlichung »A Handful of Dust« von Florian Schwarz, präsentiert vom Kerber Verlag auf der ParisPhoto, ausgezeichnet mit dem Deutschen Fotobuchpreis in Silber und verschiedene Rezensionen, geadelt mit einer Buchbesprechung von dem Jörg Colberg aus New York. Dann letzte Woche die Vorstellung von »Meins« einem eindrücklichen Buch über die Arbeit von Barbara Armbruster mit poetischen Textbeiträgen. Und jetzt noch ein schneller, freudvoller Nachdruck einer weiteren Auflage von »Hohentwiel versus Hanshan« von XianWei Zhu, diesem Meister der unvergleichlichen Verknüpfung asiatischer mit europäischer Kunst. Alle Bücher sind im Buchhandel oder bei uns erhältlich.