Die Ausstellungen unseres Zyklus PAARWEISE haben sich, wie kann es anders sein, zeitlich verschoben. Dadurch ergab sich im Juni die Möglichkeit in einem kurzen, eindrücklichen Intermezzo erste Arbeiten eines neuen Projektes von Florian Schwarz zu zeigen.

»nicht anfang und nicht ende« ist der Arbeitstitel seines neuen Werkzyklus, mit dessen Episode #01 wir beginnen. In mehreren Episoden begegnet das Projekt unterschiedlichsten Menschen und Lebenswelten, die sich bei ihrem Streben, ihrer individuellen Suche nach den Verheißungen und Möglichkeiten innerhalb Europas, in einem Zustand des „Dazwischen-Seins“, des Provisorischen wiederfinden – zwischen Nomadentum und Stillstand.

Auch dieser Werkzyklus befasst sich, wie man den Künstler Florian Schwarz zwischenzeitlich kennt, mit Menschen, mit Menschlichkeit, mit anderen Lebenswelten, mit den vielfältigen Transit- und Wanderbewegungen, die der, wie er ihn nennt, „Sehnsuchtsort Europa“ auslöst.

Damit taucht natürlich die Frage auf was ist Europa – ein Konglomerat von ca. 50 unterschiedlichsten Ländern mit einer willkürlichen geographischen Definition oder wie Bernard-Henri Lévy es formulierte „Europa ist kein Ort, sondern eine Idee“? Oder ist es ein sozial gespaltener Kontinent mit der großen Bewegung von Ost nach West auf der Suche nach materieller Existenz. Hier beginnt die erste Episode des Künstlers Florian Schwarz: Der Weg nach Westen, in ein „Gelobtes Land“, ist auch für viele Menschen

in Europa eine Realität geworden. Allein in Deutschland verdingen sich pro Jahr circa 400.000 saisonale, meist osteuropäische Wanderarbeiter, ein Drittel davon in Baden-Württemberg – lebend in einer Zwischenwelt, häufig stigmatisiert und nahezu unsichtbar in einem „Gelobten Land“, das ihre Dienste nur vorübergehend duldet.

„Sie ernten unser Obst und Gemüse, sie bauen unsere Häuser, sie pflegen unsere Alten: moderne Wanderarbeiter, die neue Arbeiterklasse der globalisierten Wirtschaft – eine ebenso unsichtbare wie unverzichtbare Minderheit. In meinem ersten Projekt begleitete ich eine Gruppe rumänischer Wanderarbeiter auf ihrer Busreise nach Westeuropa. Diese Menschen sind, in ihrer Unsichtbarkeit, wie Geister. Phantome. Und der Geist, der über ihren geisterhaften, marginalisierten Erscheinungen mäandert, ist der neoliberale Kapitalismus, dessen Verheißungen dieser „Art von Existenz“ erst Tür und Tor geöffnet hat.“  

 

Besuchen Sie uns – schön, dass es derzeit nun ohne größere Einschränkung möglich ist. Die Ausstellung beginnt am

Samstag 12. Juni 2021, 17 bis 19 Uhr - Florian Schwarz ist anwesend. Sie endet am 27. Juni – Ihr Besuch ist jederzeit möglich, unabhängig von offiziellen Öffnungszeiten –  bleiben Sie uns und der Kunst gewogen. Florian Schwarz und wir freuen uns sehr auf Sie, Ihre Helena u. Werner Vayhinger